Zu einer optimalen medizinischen Behandlung gehört Physiotherapie doch ganz einfach dazu. Wer möchte sie missen?! Nach einer Operation beispielsweise, nach einer Sportverletzung oder bei einer chronischen Erkrankung. Welche Erleichterung durchströmt uns, wenn es uns nach der «Physio» besser geht! Oder wenn wir merken, welche positiven Wirkungen die erlernten Übungen haben… Das war schon immer so, früher wurde es nur anders genannt.
Die Geschichte der Physiotherapie
Man weiss, dass Bewegungen, Massagen, Wärmeanwendungen und Bäder bereits in der Antike als Mittel zur Linderung von Beschwerden zum Einsatz kamen. Andere Möglichkeiten gab es gar keine. Auch im Mittelalter wendeten reisende Ärzte, Heilkünstler und sogenannte Bader die verschiedensten – mehr oder weniger heilsamen – Methoden zur natürlichen Behandlung ihrer Patienten an. Nicht zu schweigen von den Medizinmännern und Schamanen von Naturvölkern.
Der Begriff Physio bedeutet nämlich nichts anderes als Natur, Körper oder auch Leben.
Die Anwendungen der Physiotherapie sind also so alt wie die Heilkunst selbst. Der Berufsstand allerdings ist noch relativ jung. Die Profession der Physiotherapie hat sich, wie auch die Medizin, Chirurgie, Pädiatrie, Psychiatrie, Neurologie etc., seitdem stets vermehrt und laufend verfeinert. Mitte des 19. Jahrhundert wurden erstmals sogenannte Krankengymnasten und -gymnastinnen ausgebildet. Sie begannen zu übernehmen, was von den Ärzten nicht mehr bewältigt werden konnte. Infolge der raschen Industrialisierung wuchs der Bedarf an Behandlungen in Form von Opfern von Arbeitsunfällen.
Auch die vielen Kriegsverletzten und die ersten Unfallopfer des Strassenverkehrs suchten Hilfe bei Physiotherapeuten.
Nach und nach wandte sich die Heilkunst der Physiotherapie auch anderen medizinischen Fachgebieten zu: der Inneren Medizin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Kinderheilkunde, Neurologie, Psychiatrie, Palliative Care und sogar – wer würde das vermuten? – der Zahnmedizin (zum Beispiel bei Problemen beim Öffnen und Schliessen des Mundes).
Das Wissen, die Erfahrung und Verbreitung der Physiotherapie hat sich exponentiell entwickelt, sodass wir heute ein ausgesprochen breites physiotherapeutisches Angebot geniessen können.
Verschiedene Tätigkeitsfelder der Physiotherapie
Die verschiedenen Tätigkeitsfelder der Physiotherapie – auch physikalische Therapie genannt – umfassen zum Beispiel:
- Therapie
- Rehabilitation
- Prävention und Gesundheitsförderung
- Beratung
- Lehre
- Forschung und auch
- Management.
Physiotherapie für Kinder
Physiotherapie gehört für uns Erwachsene ganz selbstverständlich zum Alltag. Doch auch Kinder, ja bereits Säuglinge können Krankheitsbilder aufweisen, die eine Physiotherapie erfordern. Je früher damit begonnen werden kann, desto günstiger der Verlauf. Es braucht viel Einfühlungsvermögen und Geschick, um die kleinen Patienten zum Mitmachen zu motivieren oder zum Entspannen während einer Behandlung einzuladen. Zudem gilt es, in einer engen Zusammenarbeit mit den Eltern ein individuelles und alltagstaugliches Heimprogramm zu erstellen.
Denn je lieber geübt wird, desto regelmässiger wird es auch gemacht und desto besser kann sich die positive Wirkung entfalten.
Gründe für eine Physiotherapie können sein:
- Orthopädische und chirurgische Diagnosen
- Haltungsprobleme / Skoliose
- Diagnosen der Inneren Medizin
- Entwicklungsverzögerung (motorisch und kognitiv)
- Neurologische Diagnosen
- Atemtherapie
- Zystische Fibrose
- Missbildungen
- Schiefhals
- Schädelverformung
- Frühgeborene
Leben bedeutet Bewegung – körperlich und geistig
Wann ist Physiotherapie bei älteren Menschen angesagt? Auch für Senioren ist Physiotherapie Teil der Pflegeleistungen mit dem Ziel, körperliche und sehr wohl auch geistige Fähigkeiten zu erhalten oder zu verbessern. Körperliche und geistige Gesundheit hängen ja sehr eng zusammen, was ebenso die Psyche beeinflusst und umgekehrt.
Ohne unser Zutun nehmen Muskelkraft und Beweglichkeit mit dem Alter sukzessive ab.
Gezielte Übungen helfen, die Muskeln und damit auch die Gelenke zu stärken. Dies hält oder macht Körper und Psyche fit und hilft zudem, die Gefahr von Stürzen zu reduzieren.
Hält man sich körperlich stark und beweglich, altert man «jünger», auch im Denken.
Bleiben Senioren «am Ball»…
…entwickeln sich weniger Gleichgewichtsstörungen, die es erschweren, sicher zu gehen.
… bleiben die Gelenke geschmeidig und Arthrose bekommen eher die anderen.
… werden die Gelenke gleichmässig belastet und Abnutzungserscheinungen vermieden.
… erhält das die Stabilität und die natürlichen Reflexe.
… bleibt die Selbstständigkeit im Alltag möglichst lange erhalten.
Dies ist Plan A.
Manchmal kommt aber auch Plan B oder irgendwann vielleicht auch Plan C zum Zug. Nach einer Krankheit oder Operation ist es äusserst wichtig, dass Senioren ihre Kraft und Beweglichkeit möglichst schnell wieder erlangen. Gerade hier können Physiotherapeuten und -therapeutinnen einen entscheidenden Beitrag leisten. Auch bei Bettlägerigkeit können die Gelenke bewegt und der Steifigkeit der Glieder entgegengewirkt werden. Durch angeleitete und später eigenständig durchgeführte Übungen der betroffenen Person selbst oder durch Interventionen seitens der Physiotherapeutin. Vorzeitig aufgeben ist also keine Option!
Physiotherapie in der Nähe
Bei einer Physiotherapie ist eine hohe Sozialkompetenz gefragt. Augenhöhe. Und ein informierter Patient ist auch ein motivierter Patient. Da physikalische Behandlungen eine gewisse Regelmässigkeit verlangen, ist die Nähe zum Therapieort von grossem Vorteil. Zum Glück gibt es in den meisten Ortschaften kompetente und engagierte «Physios», die Sie bei Bedarf gerne begleiten.
© raeber-leben-blog.ch, 30.10.2024, Autorin: Tabea Räber, arbeitet in der Seniorenpflege.