Kunststoff-Multiples auf dem Marktplatz


Der Leonberger Marktplatz wurde letzte Woche von 200 lebensgrossen Hunden aus schwarzem Kunststoff bevölkert. Während unsere kleine Tochter die meisten dieser Kunstobjekte des Künstlers Ottmar Hörl liebevoll in den Arm nahm und abküsste, wunderte ich mich über die Sinnhaftigkeit dieses Projekts. Und unser Sohn fragte mich: «Mama, wie wurden die Hunde hergestellt?» Also gingen wir erst nach Hause und dann ins Internet, um herauszufinden, wie diese sogenannten Kunststoff-Multiples produziert werden.

Schleuderguss- und Spritzgussverfahren

Die Kunststoff-Kunstobjekte von Hörl werden entweder im Schleuder- oder im Spritzgussverfahren hergestellt. Im Spritzgussverfahren werden komplett gefüllte Objekte produziert, während im Schleudergussverfahren auch Hohlfiguren gefertigt werden können. Im Spritzgussverfahren kommen verschiedene Kunststofftypen zum Einsatz. Meistens werden Thermoplaste, Kunststoffe, die sich bei Temperaturerhöhung verformen, verwendet. Auch für Kunststoffhohlkörper, die im Schleuderguss hergestellt werden, werden thermoplastische Materialien eingesetzt.

Spritzgiessen: Rohstoff Granulat auf einen Blick

Bild: Granulat für das Spritzgiessen

Die eingangs erwähnten Leonberger Hunde wurden im Schleudergussverfahren aus dem Thermoplast Polyvinylchlorid, besser bekannt unter seiner Abkürzung PVC, hergestellt.

Grundlage der Gussverfahren ist zunächst eine Gussform, eine Negativform. Diese Hohlform wird auch Werkzeug oder Model genannt und wird für die Kunststoffgiessverfahren üblicherweise aus Metall hergestellt. Beim Spritzgussverfahren wird er in flüssiger Form in die Form eingespritzt, dazu verfügt die Form extra über eine entsprechende Öffnung.

Beim Schleudergussverfahren wird entweder das geschmolzene Granulat in die rotierende Hohlform gegeben oder das kalte Kunststoffgranulat wird in eine heisse Hohlform gegeben, die sich schnell dreht.

Beim letztgenannten Verfahren schmilzt das Granulat aufgrund der Wärme des Models. Durch die Rotation wird die Schmelze an die Wand der Hohlform geschleudert und beim Abkühlen verfestigt sich der Kunststoff wieder. Nach dem Erkalten werden die Gussformen geöffnet. Die gegossenen Objekte können anschliessend mechanisch nachbearbeitet und veredelt werden. Die Oberfläche kann beispielsweise bedruckt oder galvanisiert werden. Kunststoffe galvanisieren, bedeutet übrigens, dass die Werkstücke oder Objekte mit einer Metallschicht überzogen werden.

Kleinserien, Grossserien und Multiples

Im Gussverfahren können Kunststoff-Multiples Werkstücke, Werkzeuge und Objekte in Kleinserien und Grossserien hergestellt werden. Sinnvoll ist die Produktion ab Stückzahlen von etwa 100 Teilen. Sind kleinere Mengen nötig, rechnet sich oft die Herstellung der Gussform nicht. In diesem Fall kann man auch auf andere Fertigungstechniken zurückgreifen und Einzelteile aus Kunststoff beispielsweise im 3D-Druck fertigen lassen.

Büchertipp zum Thema

Spritzgiessen für Praktiker – Christoph Jaroschek

Quellen und Tipps:

 

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