Die Geschichte des Automobils in der Schweiz


Die Erfindung des Autos

Als Automobil bezeichnet man zunächst einen selbstfahrenden Wagen. Die allgemeine Definition engt den Begriff auf mehrspurige Fahrzeuge zur Beförderung von Personen und Frachtgütern ein. Als erstes Automobil gilt ein von Nicholas Cugnot im Jahr 1769 gebauter Dampfwagen. Die Erfindung des Autos wird aber heute eher mit Carl Benz in Verbindung gebracht, dessen Motordreirad mit Verbrennungsmotor 1886 grosses Interesse erregte. Zehn Jahre später wurde das Automobil auf der Landesaustellung in Genf vorgeführt. Damit beginnt die Verbreitung des Automobils in der Schweiz.

Vor der Erfindung des Autos wurden die Strassen der Schweiz von Kutschen und Fuhrwerken befahren. Die ersten Automobile waren Luxusgüter.

Die Besitzer sahen sich häufig dem Zorn der Bevölkerung ausgesetzt. Es herrschte Angst vor Unfällen. Staub und Lärm wurden als Belästigung empfunden.

Die Kantone reagierten mit Tempolimit und Fahrverbot. So wurden die wichtigsten Alpenpässe für Automobile gesperrt. In Graubünden gab es sogar ein allgemeines Automobilfahrverbot. Auf der Gegenseite formierten sich um 1900 die ersten Automobilverbände. Zum Führsprecher des Autos wurde zudem das Tourismusgewerbe, da man fürchtete, dass die Fahrverbote die wohlhabenden Gäste vertreiben würden.

Die Geschichte des Automobils in der Schweiz: Von Ajax bis Suzuki
Die Geschichte des Automobils in der Schweiz: von Ajax bis Suzuki

Ein erster Linienverkehr im automobilen Transportwesen wurde im Jahr 1906 mit drei Fahrzeugen etabliert. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg kam es dann durch die Motorisierung der Armee zu einer Beschleunigung der Entwicklung. Die Phase, in der Automobile als reine Luxusobjekte angesehen wurden, war damit in der Schweiz endgültig vorüber.

Die Motorisierung der Bevölkerung

Als die Automobile mit Beginn der Zwanzigerjahre erschwinglicher wurden, nahm der Autoverkehr merklich zu. Die Kutschen und Fuhrwerke verschwanden. Schon 1927 war die Pferdepost weitgehend durch Kraftfahrzeuge ersetzt worden.

Im Zuge der Preissenkung kam es auch zur Verbreitung von Automobilen in der oberen Mittelschicht. In der Folge musste das Strassennetz erweitert werden.

Technische Lösungen für eine bessere Befahrbarkeit wurden gesucht und mit der Asphaltierung gefunden. Zugleich gab es Bestrebungen, die Automobilgesetzgebung auf eidgenössischer Ebene zu vereinheitlichen. Dieses Vorhaben gelang mit dem Bundesgesetz für den Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr, das 1933 in Kraft treten konnte.

Die Wirtschaftskrise der Dreissigerjahre war für das Auto eine Zeit der Stagnation.

Der Verkauf bei den Auto Neuwagen brach ein und auch der Occasionshandel litt unter den schlechten wirtschaftlichen Bedingungen. Die Hersteller reagierten mit dem Angebot kleinerer Fahrzeugmodelle.

Die Lage besserte sich aber kaum und mit dem Zweiten Weltkrieg und den einhergehenden Benzinrationierungen kam die Entwicklung zum Stillstand.

Erst in den Fünfzigerjahren änderte sich die Situation wieder. Der wirtschaftliche Aufschwung brachte die Massenmotorisierung. Autos waren nun für beinah jeden erschwinglich. Das führte zu einem wachsenden Verkehrsaufkommen, dessen Folge der weitere Ausbau der Strassen war. Zudem entstand ein Netz von Tankstellen und Werkstätten. Überall wurden Lichtanlagen zur Verkehrsregelung errichtet. Das Reiseverhalten änderte sich grundsätzlich. Die europäische Mittelmeerküste war nun leicht zu erreichen. Aber auch die abgelegenen Bergregionen wurden durch neue Strassen zunehmend besser erschlossen.

Das Automobilgewerbe

Das Automobilgewerbe startete in der Schweiz im Jahr 1893 mit dem Ingenieur Rudolf Egg, der in Zürich ein erstes Fahrzeug baute.

Bald folgten weitere Gründungen, sodass um 1900 bereits 30 Firmen existierten, die sich räumlich auf Zürich und Genf konzentrierten. Firmen wie Ajax, Stella, Turicum, Fischer, Pic-Pic und Martini konnten sich aber nicht dauerhaft halten.

Die ausländische Konkurrenz, die auf den Schweizer Markt drängte, produzierte preiswertere Automobile. Im Nutzfahrzeugbau sind die traditionsreichen Schweizer Unternehmen Aebi und Bucher allerdings bis heute gut im Geschäft.

Zum Automobilgewerbe gehören auch die grossen Automobilhandelsunternehmen der Schweiz, die im Bereich Auto Neuwagen und Occasionen tätig sind und über ein weites Netz von Vertretungen verfügen. Zu nennen sind die Automobil- und Motoren AG, die Fahrzeuge von Volkswagen vertreibt, und die Emil Frey AG, deren Schwerpunkt auf dem Import asiatischer Marken wie Suzuki und Toyota liegt.

Suzuki, das meist verkaufte japanische Auto in der Schweiz
Suzuki, das meist verkaufte japanische Auto in der Schweiz

Die Gegenwart

Das Strassenbild der Schweiz prägen heute Fahrzeuge von Volkswagen, Toyota oder Suzuki.

Die ersten Ränge beim Verkauf belegen seit langem die Fahrzeuge der Volkswagen-Gruppe. Suzuki erfreut sich mit seinen Allradfahrzeugen in den Bergregionen grosser Beliebtheit. Es gibt dabei keinen bedeutenden Unterschied im Vergleich der Bereiche Auto Neuwagen und Occasion.

Die Gegenwart des Automobils ist natürlich auch von der Frage geprägt, wie man mit den grossen Mengen an Autos umgehen soll. Verstopfte Innenstädte, hochfrequentierte Bergstrassen und steigende Schadstoffbelastung – diese Probleme wurden erst durch das Automobil geschaffen. Elektroantriebe und selbstfahrende Autos können nicht die komplette Lösung bieten. Die Zukunft des Automobils bleibt spannend.

© Autorenteam – Buch-Tipps.ch, 19.10.2020 (Quellenangabe: Historisches Lexikon der Schweiz – hls-dhs-dss.ch)

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