Fussballtrainingslager: Wertvoller als jeder Millionen-Transfer


Wer ist der wertvollste Mensch der Welt? Harry Kane vielleicht? Denn wer kann schon von sich behaupten, 110 Millionen wert zu sein? Gleich noch ein wenig tiefer in die Tasche greifen müssen die Top-Clubs für Kilian Mbappé. Stolze 180 Millionen lässt sich der französische Kicker kosten. Und oft beginnt der Transfer-Irrsinn schon in jungen Jahren. Noah Darvich ist das beste Beispiel. Freiburgs Spitzensportler ist gerade einmal 16 Jahre alt und schon 2,5 Millionen schwer. Doch Augenblick, geht das Millionen-Roulette nicht langsam zu weit? Lassen sich Top-Talente nicht auch anders rekrutieren? Mit einem Fussballtrainingslager zum Beispiel?

Fussballtrainingslager: Wertvoller als jeder Millionen-Transfer
Fussballtrainingslager: Wertvoller als jeder Millionen-Transfer

100 Millionen = Klassensieg?

Ob der FC Bayern, der FC Barcelona, Paris Saint-Germain oder der FC Zürich – was haben Europas Top-Clubs gemeinsam? Ganz genau, sie verfolgen eine ähnliche Strategie. Für den grossen Erfolg strapazieren sie gerne das Team-Budget über – nicht aber nur um 200 bis 300 CHF. Nein, wir reden hier von Millionen.

Haben sie ein vielversprechendes Talent auf dem Rasen entdeckt, wollen sie es unbedingt haben – um buchstäblich jeden Preis. Koste es, was es wolle.

Die Idee hinter den Millionen-Deals: Die teuren Top-Spieler sollen den Verein die nächste Saison an die Spitze der Liga schiessen. Für ein paar 100 Millionen sollte das doch kein Problem sein, oder? Doch leider bleibt der erhoffte Triumph oft aus. Verständlich, ein Spitzenspieler allein macht noch keine Bilderbuch-Saison. Nicht ohne Grund raufen sich die Vereinsbosse am Ende der Saison oft die Haare: Waren es die 100 Millionen CHF wirklich wert?

Expert*innen schütteln nur den Kopf. Denn längst nicht jeder ist von dem millionenschweren Transfergeschäft im Fussball überzeugt.

Ganz im Gegenteil: Viele raten den Clubs zum Umdenken. Das grosse Investment ist keine nachhaltige Strategie. Es gibt Alternativen.

Fussballtrainingslager – die Alternative zum Millionen-Deal

Es ist längst kein Geheimnis mehr: Viele Clubs, gerade in den Top-Ligen, warten nicht auf den ungeschliffenen Rohdiamanten. Sie wollen das Gesamtpaket – einen Superstar mit allem Drum und Dran. Mit Spitzenschuss, Spitzen-Dribbling, Spitzen-Selbstvertrauen. Erst dann schlagen sie zu. Aber ist das Superstar-Scouting wirklich der Schlüssel zum Erfolg?

Nicht unbedingt, oft ist das Superstar-Scouting sogar ein Schuss in den Ofen. Warum? Ganz einfach:

Top-Spieler wie Neymar, Harry Kane, Benjamin Pavard oder Marcel Sabitzer haben sich längst einen Namen in der Fussball-Welt gemacht. Sie sind eine Institution. Und diese Institution lässt sich nur schwer formen – sehr zum Leidwesen der Trainer*innen. Nicht selten stossen sie mit ihren Anweisungen im Training auf taube Ohren. Der Superstar weiss es oft besser.

Ganz anders sieht es bei frischen Talenten aus, bei unbeschriebenen Blättern. Sie sind hungrig nach Coaching. Tipps und Tricks sind ihnen herzlich willkommen. Man will sich schliesslich weiterentwickeln, über sich hinauswachsen. Umso harmonischer ist die Zusammenarbeit zwischen Trainer*in und Spieler*in. Sie treten als Team auf, als eine Einheit. Starallüren? Fehlanzeige, hier steht noch das Wesentliche im Vordergrund – der Sport.

Natürliche Teamentwicklung im Fussballtrainingslager

Wer 100 Millionen CHF für einen einzigen Spieler ausgeben kann, der kann auch 100 Millionen CHF für ein Fussball Trainingslager für Jugendmannschaften und Erwachsene ausgeben. Denn hier sind die Millionen oft besser investiert.

Der Grund: Nicht nur ein Talent, sondern gleich mehrere Talente lassen sich auf dem Rasen fördern und zu sportlichen Höchstleistungen bewegen. Schritt für Schritt reifen sie zu Hochkarätern heran, die sich ihre Liebe zum Ball behalten.

Ein weiterer Vorteil von Fussball Trainingslagern für Erwachsene und Jugendliche:

Einige Spieler*innen stehen bereits seit Langem gemeinsam auf dem Platz. Sie trainieren zusammen, bestreiten zusammen Freundschaftsspiele, kämpfen sich zusammen durch die K.o.-Runde, werden zusammen erwachsen. Sie haben eine enge Verbindung – beruflich wie privat. Und genau diese Verbindung fehlt bei Millionen-Deals oft. Die teuren Spitzensportler sind Lone Wolves. Sprich: Sie sind Einzelkämpfer, die ständig von Verein zu Verein pendeln – immer auf der Suche nach der höchsten Transfersumme.

Und das geht leider oft auf Kosten von engen Bindungen. Wieder und wieder sind sie der Neue im Team, der sich erst einfinden muss. Da fehlt es an Vertrauen und Zuneigung. Doch genau dieses Vertrauen und diese Zuneigung sind im Spiel oft der entscheidende Taktgeber. Sie entscheiden letztlich über Sieg oder Niederlage.

Fussball Trainingslager planen – die etwas andere Talentförderung

Seien wir ehrlich: Unser volles Potenzial schöpfen wir oft nur aus, wenn wir uns wohl in unserer Haut fühlen. Im Fussball ist es genauso. Viele Spieler*innen laufen erst zur Hochform auf, wenn sie sich fallen lassen können. Und wo ginge das besser als in einem Fussball Trainingslager im Winter oder Sommer? Die entspannte Stimmung erinnert an ein Ferienlager. Man ist nicht nur zum Trainieren da, sondern auch zum Spass haben und Freundschaften knüpfen. Und zack, schon ist der Knoten geplatzt. Die Pässe, Flanken und Dribblings funktionieren gleich viel besser. Wenn das kein sinnvolles Investment ist.

Die malerischen Kulissen der Trainingslager können ebenfalls das Team fördern und inspirieren. Denn ganz ehrlich: Wer kickt nicht gerne ein paar Bälle in Italien, Spanien, Österreich oder der Schweiz? Das milde Klima und die idyllische Natur machen schon frühmorgens Lust aufs Training. Und nach getaner Arbeit ruft das Vergnügen. Wie wäre es mit einem ausgelassenen Tag am Strand, mit einer fröhlichen Wanderung in den Alpen oder mit einem aufregenden Städtetrip in Italien?

© buch-tipps.ch, 29.8.2023, Autorenteam, Jana Winter

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