Wer ein Haus kauft, lässt in der Regel ein Wertgutachten als Grundlage für die Preisfindung und die Verkaufsverhandlungen erstellen. Doch auch im Falle einer Hausrenovierung kann es sinnvoll sein, einen Immobiliengutachter hinzuziehen. Wir erläutern Ihnen die Vorteile einer gutachterlichen Überprüfung im Rahmen der Hausrenovierung.
Dokumentation von Mängeln und Schäden
Aufgabe des/der Immobiliengutachter/in ist die Überprüfung der baulichen Substanz und die Beratung des/der Auftraggeber/in – in der Regel also des/der Eigentümer/in – bezüglich notwendiger Renovierungsarbeiten und werterhaltender Massnahmen. Eine wichtige Rolle für das Gutachten spielen also unter anderem Faktoren wie die Abnutzung durch Umwelteinflüsse und der Grad der Modernisierung. Schliesslich bleiben bestehende Immobilien nicht immer frei von Schäden.
Neben Umwelteinflüssen und der normalen Abnutzung können zum Beispiel auch versteckte Baumängel vorhanden sein. Einerseits mindern diese den Wert Ihrer Immobilie. Andererseits liegt es in Ihrem Interesse als Eigentümer/in vorhandene Baumängel aufzudecken, sie zu dokumentieren und Lösungen zu erarbeiten.
Gerade wenn Sie ein Haus renovieren wollen und es um bauliche Veränderungen, Sanierungs- oder Modernisierungsmassnahmen geht, helfen Ihnen ein professionelles Gutachten und der fachliche Rat eines/einer Sachverständigen, die Lage besser einzuschätzen.
In der Regel enthält ein Immobiliengutachten folgende Punkte:
- Untersuchung der Immobilie sowie Prüfung der Bausubstanz
- Auflistung und Beschreibung vorhandener Mängel
- Beurteilung des Zustands einzelner Bauteile
- Feststellen der Schadensursachen
- Beratung zur Behebung der Schäden sowie zur Durchführung von Werterhaltungsmassnahmen
- Kostenschätzung der Massnahmen zur Schadensbeseitigung sowie notwendiger Sanierungs- oder Renovierungsarbeiten
- eventuell Baugrundgutachten (Beurteilung der Tragfähigkeit des Baugrunds)
- eventuell Energieeffizienzprüfung
Wertvolle Expertise und Beratung
Ein/e seriöse/r Gutachter/in für Immobilien kennt sich sehr viel besser mit der Bausubstanz von Gebäuden sowie möglichen Schadensszenarien aus als Sie selbst. So sehen Immobiliengutachter/innen auch nicht sichtbare Risiken und Gefahren, die dem Blick des Laien entgehen. Im Detail erkennen die Gutachter/innen Schäden wie Schimmelbefall, Rissbildungen oder feuchte und undichte Stellen. Zusätzlich dokumentieren sie die Schäden und gehen ihren Ursachen nach. Schuld können zum Beispiel Verschleiss, aber auch eine mangelhafte Qualität des Baumaterials oder die nicht sachgemässe Ausführung der Bauarbeiten sein.
Vom Keller bis zum Dach – Immobiliengutachter/innen nehmen eine Begehung aller Räumlichkeiten der Immobilie vor. Die Bewertung schliesst nicht nur offen zugängliche Bauteile ein, sondern umfasst auch Elektroinstallationen, Heizungs- und Wasserrohre sowie das Abwassersystem. Während es im Bereich des Dachs darum geht, den Zustand des Dachstuhls, der Deckenbalken und der Dämmung zu beurteilen, achtet der/die Gutachter/in im Keller auf feuchte Stellen und Schimmelbildung. Fenster und Türen werden hinsichtlich ihrer Dichtheit beurteilt, die Haustür wird bezüglich ihrer Einbruchssicherheit geprüft.
Für den Fall, dass der/die Sachverständige Reparatur- oder Erneuerungsmassnahmen empfiehlt, übergibt er Ihnen zudem eine Kosten-Nutzen-Analyse (Wirtschaftlichkeitsrechnung).
In einer solchen Berechnung werden die Anschaffungskosten den zu erwartenden Vorteilen gegenüberstellt. Betrifft die Empfehlung den Austausch von Fenstern oder Türen, bestünden die Vorteile beispielsweise in der zu erwartenden Energieersparnis, der Schalldichtheit und der Einbruchssicherheit.
Zur gutachterlichen Prüfung gehört ausserdem eine Kontrolle der Wechselwirkungen zwischen Räumlichkeiten und Bauteilen sowie der Umgebung. Hierfür nutzen die Gutachter/innen spezielle Instrumente zur Temperatur- und Feuchtigkeitsmessung. Eine Einschätzung der Energieeffizienz der Immobilie muss in der Regel gesondert in Auftrag gegeben werden. Zu diesem Zweck sind weitere Untersuchungen mit Hilfe spezieller Messverfahren wie der Thermografie notwendig. Gerade vor Sanierungen und Modernisierungen ist es sinnvoll, den Wärmeverlust eines Hauses festzustellen.
Vorteile durch den Immobiliengutachter
Die Vorteile eines Immobiliengutachtens liegen auf der Hand. Im Falle einer Renovierung schafft die sorgfältige, fachlich fundierte Bewertung durch eine/n seriöse/n Sachverständige/n Klarheit und Sicherheit.
Darüber hinaus weist das Gutachten auf mögliche Schäden und Mängel am Gebäude oder dem Grundstück hin. Zudem erhält der/die Eigentümer/in mit dem Gutachten eine Zustandsbeurteilung und -dokumentation des Zustands des Hauses oder der Wohnung. Auf dieser Grundlage kann er/sie eine fundiertere Entscheidung über die durchzuführenden Renovierungs-, Sanierungs- oder Modernisierungsmassnahmen treffen und diese leichter kalkulieren.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der/die Immobiliengutachter/in Ihnen Schäden und Mängel an Ihrer Immobilie aufzeigt. So können Sie sich bei der anstehenden Renovierung auf Reparaturen fokussieren, die aktuell relevant sind – während andere eventuell noch ein paar Jahre warten können.
Auch für die Finanzierung der Renovierung birgt das Hinzuziehen eines/einer Immobiliensachverständigen Vorteile: Durch die Einschätzung einer Person vom Fach fällt es Ihnen leichter, Finanzierungsmöglichkeiten aufzutun und einen fundierten Finanzplan zu erstellen.
Wissen, woran man ist
Egal, ob es um eine kurzfristig anstehende Renovierung oder mittelfriste Sanierungspläne geht – ein professionell erstelltes Immobiliengutachten ist in jedem Fall eine grosse Hilfe. Gerade wenn Sie Ihr Haus renovieren wollen, aber die finanziellen Mittel nicht für alle Massnahmen ausreichen, profitieren Sie von einem Gutachten, das Ihnen einen Überblick über die akut erforderlichen Arbeiten liefert.
Ein Immobiliengutachten gibt Ihnen nicht nur Aufschluss über den Zustand der Bausubstanz Ihrer Immobilie und eventuelle Bau- oder Abnutzungsschäden. Es bietet ausserdem wertvolle Hilfestellung bei der Aufgabe, den Wert der Immobilie zu erhalten. Mit den Erkenntnissen aus dem Gutachten lassen sich Risiken und damit Probleme und Kosten, die zu einem späteren Zeitpunkt auftreten würden, vermeiden. Im Rahmen eines Renovierungsvorhabens kann ein/e Immobiliengutachter/in als Qualitätskontrolle dienen und zum Beispiel bei der Auswahl von Materialien unterstützen. Auch Ihr Zeitmanagement profitiert von der Einschätzung einer Person vom Fach – womit Sie finanzielle Aufwendungen reduzieren und Fehlentwicklungen vermeiden können.
Gut zu wissen: Die Kosten für ein Immobiliengutachten können sehr unterschiedlich ausfallen. Eigentümer/innen tun daher gut daran, Preise und den Leistungsumfang der verschiedenen Angebote zu vergleichen. Meist werden die Kosten als Festpreis auf Grundlage des Immobilienwerts oder auf der Basis fixer Stundensätze festgelegt. Häufig hängen die Kosten vom regionalen Preisniveau sowie von den Anfahrtskosten ab, weshalb es sinnvoll sein kann, einen ortsansässigen Gutachter zu beauftragen.
© Buch-Tipps.ch/Charlotte Schwan – 5.11.2021
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